Kürzlich haben wir auf diesem Blog eine Analyse der Einkommensentwicklung in Wien auf Bezirksebene zwischen 2002 und 2011 präsentiert. Wie hier nachzulesen, zeigt sich, dass es bereits 2002 starke Unterschiede in Bezug auf Einkommen nach Bezirken gegeben hat (bezogen auf durchschnittliches Jahrespersonennettoeinkommen). Seither gibt es Tendenzen zunehmender Polarisierung: Einkommen in ärmeren Bezirken sind weniger stark gewachsen als in reicheren Bezirken. Der 1. Bezirk ist besonders auffallend, mit überproportional starken Einkommenszuwächsen. (Siehe den alten Blogeintrag für methodische Anmerkungen und eine genauere Erläuterung der Ergebnisse).
Basierend auf ein wenig Datenspielerei haben wir unsere Berechnungen jetzt in zweierlei Weise verfeinert. Erstens haben wir die Einkommensdaten inflationsbereinigt, um Schlüsse ziehen zu können über reale Einkommensentwicklungen. Zweitens haben wir die Veränderungen von 2002 bis 2011 nach Bezirken in einer gemeinsamen Karte dargestellt zum besseren Überblick. (Karte siehe unten)
Das Ergebnis ist interessant. Es zeigt sich, dass nur im 1. Bezirk die realen Einkommen in Wien de facto gestiegen sind. Der 6.7. und 3. Bezirk oszillieren um 0% Veränderung (zwischen -2.5 und +2.5%). In allen anderen Bezirken sind die Einkommen zwischen 2002 und 2011 gesunken.
Die Karte unterstreicht auch die zunehmende Polarisierung: Während tendenziell in den inneren Bezirken (innerhalb des Gürtels) die Einkommen weniger stark sinken, bzw. sogar steigen, fallen sie in den äußeren Bezirken stark ab. Die Verluste sind dabei besonders hoch in 2002 bereits ärmeren Bezirken außerhalb des Gürtels, nämlich dem 10. 12. und 17. Bezirk.
Wie derstandard.at berichtet, hat ein Team an der WU übrigens den gleichen Datensatz analysiert. Die Ergebnisse geben zusätzlichen Aufschluss über die Einkommensverteilung INNERHALB der Bezirke. Auf dieser Karte hier, kann man für die einzelnen Bezirke sehen, wie die Einkommensverteilung nach Einkommenssegmenten aussieht. Auffallend ist hier zum Beispiel dass im 1. Bezirk relativ gesehen immer noch viele ärmere Haushalte wohnen, mit einem Jahresnettoeinkommen < 10.000€. Alte Mietverträge zu vergleichsweise günstigen Konditionen spielen hier möglicherweise eine Rolle, dass diese Haushalte noch immer dort wohnen können. Der gleichzeitig hohe Anteil an reichen Haushalten macht den 1. Bezirk übrigens zum ungleichsten in ganz Österreich.