Radio dérive hat sich dem Thema Gentrification in Wien gewidmet und letzten Dienstag eine Sendung zum Thema ausgestrahlt. Neben einem Studiogespräch mit Mara Verlic und Justin Kadi gibt es kurze Radioclips von Studierenden der TU Wien zu hören, die sich im Rahmen der Lehrveranstaltung “Gentrification – Key concepts and current debates” im letzten Semester Gentrifizierungsprozessen rund um den Karmelitermarkt gewidmet haben.
Nachzuhören gibt es die Sendung hier: http://cba.fro.at/244612
Die Sendungsbeschreibung liest sich wie folgt:
Gentrifizierung: Unfair, aber normal?
Int. Diskurse, Widerständigkeiten, politische VerantwortungGentrifizierung ist als Schlagwort im Zusammenhang mit städtischen Entwicklungen in aller Munde. Der wissenschaftliche Begriff zur Beschreibung von Aufwertung und Verdrängung ist in Folge der Etablierung der unternehmerischen Stadt wie auch im Zuge der Finanzkrise im allgemeinen Diskurs angekommen: Kein Artikel zu Wohnungsmarkt und Immobilienkrise ohne Gentrifizierungsbegriff.
Dabei herrscht international nach wie vor ein Ringen um die Bedeutungshoheit: Von der kritischen Stadtforschung eindeutig als unerwünschtes und für die Entwicklung der Städte und ihre BewohnerInnen negatives Phänomen eingestuft, wird speziell im anglo-amerikanischen Raum versucht, Gentrifizierung positiv zu besetzen: Aufwertung als Glücksversprechen an die Stadt und ihre BewohnerInnen – oder zumindest an jene, die es sich leisten können.
Grundsätzlich befindet sich die kritische Gentrifizierungsforschung in einem Dauerdilemma: Sobald nachweisbar, ist es für die Stadtviertel bereits zu spät. Auch in Wien, wo von offizieller Seite beharrlich darauf verwiesen wird, dass die Uhren aufgrund der großen Wohnbautradition grundsätzlich anders ticken, fehlt es an substanziellem Datenmaterial, um wissenschaftlich fundierte Aussagen zu treffen. Doch die Zeichen häufen sich, dass sich auch in Wien immer weniger Menschen zentrale Wohnungslagen leisten können und Verdrängung schleichend stattfindet.
Radio dérive im Gespräch mit den StadtforscherInnen Mara Verlic und Justin Kadi von der TU Wien über internationale Gentrifizierungsdiskurse, Wiener Besonderheiten, neoliberale Wohnpolitik, Widerstand und politische Verantwortlichkeiten. (http://cba.fro.at/244612)
robert poth sagt:
Ich wohne seit fast 30 Jahren im Yppenviertel/Brunnenviertel, das ja auch seit Jahren “aufgewertet” wird. Meinem zunehmenden Ärger über die laufenden Prozesse und die Rahmenbedingungen (Wohnbau-/Wohnungspolitik etc.) habe ich mittlerweile versucht, in Form von Videos Luft zu machen. Das sind natürlich amateurhafte Hüftschüsse. Aber vielleicht führen sie dazu, dass diesbezüglich einmal etwas Gewichtigeres produziert wird. Die ersten beiden Videos (“going bobo”) gibt’s auf Youtube; bloß Yppenviertel” eingeben.